Blick in die Zukunft

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ganz oben auf der Prioritätenliste

KBV, MFT und bvmd präsentieren Umfrage, ohne deren genauen Daten zu nennen – aber: Viele Aspekte bleiben dennoch interessant

Von Dr. Lutz Retzlaff

Wenn es um die Erwartungen an den Beruf geht, dann sind die Zahlen eindeutig: Nahezu 95 Prozent der Studierenden geben an, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig sind. Es folgen geregelte sowie flexible Arbeitszeiten mit rund 82 bzw. 81 Prozent. Doch leider sind diese Zahlen nur vorläufig.

Die Zahlen stammen aus dem „Berufsmonitoring Medizinstudierende“, einer bundesweiten Online-Befragung der Universität Trier im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) und der bvmd. Jedoch nannten selbst auf Nachfrage der MBZ weder KBV noch MFT Details – und auch Prof. Rüdiger Jacob, Universität Trier, ließ über die KBV eine Absage ausrichten. Das gilt selbst für Ergebnisse, die in einer Präsentation als zentral bezeichnet wurden.

Dazu gehört insbesondere: „Arbeit im ambulanten Sektor ist attraktiv, aber: Präferenz für angestellte Tätigkeiten und Teilzeitarbeitsmodelle insbesondere bei den Frauen.“

Dagegen legen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz nahe, dass der Wunsch nach Teilzeitbeschäftigung kaum mehr geschlechtsspezifischer ist (s. Seite 5). Um die Widersprüche der Daten von KV und KBV analysieren zu können, wäre eine vollständige Veröffentlichung der Umfrage sinnvoll gewesen. Immerhin lässt sich aus den vorgestellten, PR-gefilterten Daten erkennen, dass die Anstellung beliebt bleibt.

Die Anstellung insgesamt können sich offensichtlich mehr als 90 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen; für fast 71 Prozent liegt die Anstellung im ambulanten Sektor im Bereich des Möglichen. „Viele der angehenden Ärzte setzen die Niederlassung immer noch eins zu eins mit der selbstständig geführten Einzelpraxis gleich. Dieses Bild ist jedoch längst überholt“, schwärmt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister. „Ob Anstellung, Job-Sharing, Einzel- oder Gemeinschaftspraxis, Stadt oder Land, lokal oder standortübergreifend – kein anderer Bereich bietet so viele Möglichkeiten für Ärzte, sich beruflich zu verwirklichen und gleichzeitig ihre privaten Bedürfnisse, je nach Lebensabschnitt, zu berücksichtigen.“

Dagegen warnt der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen all jene, die diese Optionen nutzen wollen: „Unser ambulantes System funktioniert nicht ohne die selbstständigen Ärzte in eigener Praxis.“

Was er nicht sagt: Weiterhin fehlt im ambulanten Bereich eine Arbeitgeberorganisation, die den Mut hat, sich dem Marburger Bund für Tarifverhandlungen zu stellen: Für bessere Arbeitsbedingungen von ambulant angestellten Ärzten. Manche Probleme scheinen hausgemacht.

Dagegen ist die Allgemeinmedizin tatsächlich beliebter geworden – bloß nicht auf dem Land.

„Jeder der glaubt, er könne Studierende mit Quoten aufs Land zwingen, sollte noch einmal hinterfragen, ob es nicht deutlich sinnvoller wäre, Landärzte nicht mit Regressforderungen zu überschütten und ihre Hausbesuche ordentlich zu entlohnen.“ Das meint ein Teilnehmer der Umfrage. Das Prinzip des Lockens statt des Strafen ist in etwa das, was der Marburger Bund fordert. Das Arbeiten in Landgemeinden kommt jedenfalls derzeit für nahezu 43 Prozent der Antwortenden nicht infrage. Fast 35 Prozent geben für die Weiterbildung eine Präferenz etwa für die Allgemeinmedizin an.

„Die Studie hat auch gezeigt, dass Studierende sich hinsichtlich der Digitalisierung der medizinischen Versorgung bisher wenig auf die Zukunft vorbereitet fühlen.“

Das räumte Dr. Frank Wissing, MFT-Generalsekretär, ein. Bei der Weiterentwicklung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs in der Medizin werde dies Eingang finden.

Und auch die Umfrage wird bestimmt irgendwann vollständig veröffentlicht.

Weitere Infos
http://weiter.es/-r78RK

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