„Wenn wir uns nicht engagieren, dann werden andere entscheiden!“
Prof. Martin Schrader gewährt Einblicke in die Arbeit als ermächtigter Arzt in der KV Westfalen-Lippe
Berlin (jz). Im Rahmen der MBZ-Kampagne „Gemeinsam im Einsatz für ambulant Angestellte“, die dieser stetig wachsenden Ärzte-Gruppe ein besonderes Augenmerk widmet, kommen auch angestellte Ärztinnen und Ärzte zu Wort, die sich in den Gremien von Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) für die Belange der angestellten Ärztinnen und Ärzte engagieren. Diesmal äußert sich im MBZ-Interview Prof. Martin Schrader, Leiter der HNO am Klinikum Minden und als ermächtigter Krankenhausarzt in der KV Westfalen-Lippe aktiv.
Prof. Schrader, warum engagieren Sie sich in der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe?
Prof. Martin Schrader: Die Kassenärztliche Vereinigung organisiert die ambulante ärztliche Versorgung in Deutschland. Daneben oblag die klassische stationäre Behandlung den Krankenhäusern. Aber die Kliniken übernehmen ja inzwischen zunehmend ambulante Aufgaben. Und wenn wir uns als Krankenhausärzte in der KV nicht engagieren, dann werden andere diskutieren und entscheiden, was am Ende bedeutet, dass wir uns nur noch führen lassen können und müssen. Wenn das so käme, dürften wir uns dann nicht beschweren. Denn das einzige Korrektiv in der KV-Arbeit wäre dann noch die Politik – und auf die möchte ich mich am Ende nicht verlassen müssen.
Dieses Diktat blüht auch den angestellten Ärztinnen und Ärzten im ambulanten Bereich, wenn sie sich nicht engagieren.
Wie kam es zu dem Engagement?
Prof. Schrader: Das geschah eher zufällig. Ich hatte vor einigen Jahren ein Gespräch mit Herrn Flenker (bis Ende September war Prof. Ingo Flenker über lange Jahre in der Vorstandsspitze des MB-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz aktiv und ist Mitglied der Kammerversammlung Westfalen-Lippe; Anm. d. Red.), in dem ich ihn gefragt habe, wie viele ermächtigte Ärzte es eigentlich gibt. Ich hatte mich nämlich darüber gewundert, dass wir als MB in der KV Westfalen-Lippe überhaupt nicht vertreten waren. Ich wurde immer aufgefordert zu wählen, aber es stand nie ein Krankenhausarzt zur Wahl.
Herr Flenker hat dann mitgeteilt, dass es etliche ermächtigte Ärzte gebe. Und hat dann gleich nach dem Motto reagiert: „Das ist eine gute Idee, machen Sie mal …“ Damit hatte ich die Aufgabe, mich darum zu kümmern. Bei der Wahl vor vier Jahren haben wir uns dann als MB erstmals beteiligt und sind immerhin sofort/gleich mit zwei Ärzten in die Vertreterversammlung eingezogen.
Was macht die Arbeit in der Kassenärztlichen Vereinigung aus?
Prof. Schrader: Na ja, zwei Stimmen von 50 sind natürlich nicht die Welt, wir sind da nicht die Entscheider. Die Fachärzte, Hausärzte und Psychotherapeuten streiten, während wir als die, die keiner Gruppe zuzuordnen sind, offen unsere Meinung sagen können.
Aber welcher Gruppe wir uns auch zuordnen, ob Fachärzten, Hausärzten oder Psychotherapeuten, sind wir nie Mehrheitsbeschaffer. Wir gehören in der KV-Vertreterversammlung einer ganz kleinen Gruppe von unabhängigen Ärzten an.
Aktuell kommt es darauf an, die Stellung der Krankenhausärzte und der angestellten Ärzte in den Praxen und Medizinischen Versorgungszentren zu vertreten. Das wird uns umso besser gelingen, je mehr angestellte Ärztinnen und Ärzte künftig dort vertreten sind.
Warum ist es wichtig, sich in der Kassenärztlichen Vereinigung zu engagieren?
Prof. Schrader: Die Kassenärztliche Vereinigung als Selbstverwaltungsorgan neben der Ärztekammer bestimmt fast alle Regeln der ambulanten Tätigkeit und ist damit auch für die angestellten Kolleginnen und Kollegen, die in Medizinischen Versorgungszentren und Praxen tätig sind, wichtig. Aber deren Interessenlage findet derzeit wenig Berücksichtigung. Daher ist es wichtig, dass diese als Pflichtmitglieder der KV ihre Stimme nutzen und sich darüber hinaus engagieren, damit eben ihre Interessen zukünftig in der KV viel stärker ins Blickfeld gerückt werden.
Prof. Schrader, vielen Dank für das Gespräch.