Von Sylvia Ottmüller, Mitglied im Marburger-Bund-Bundesvorstand

2021 ist ein Superwahljahr. Die Landtagswahlen in sechs Bundesländern und die Bundestagswahl im September sind in der Politik ständig präsent. Immer beeinflussen Wahlen auf Bundes- oder Landesebene mittelbar auch unsere ärztliche Tätigkeit. Besonders hervorgehoben durch die Corona-Pandemie ist die Gesundheitspolitik verstärkt in den Fokus der politischen Aufmerksamkeit gerückt. So wurde eine der Forderungen des Marburger Bundes in Baden-Württemberg in den Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung mit aufgenommen: „Das Land hält eine angemessene Notfallreserve an persönlicher Schutzausrüstung vor.“ Mit Blick auf die Bundestagswahl ist zu hoffen, dass unsere bundespolitischen Forderungen hier ebenfalls Gehör finden.

2022 wird dann das Superwahljahr für den Marburger Bund! Den Auftakt machen im Frühjahr die turnusgemäß anstehenden Betriebsratswahlen. An ihnen sind wir natürlich als Wähler beteiligt. Immer mehr ärztliche Kolleginnen und Kollegen beteiligen sich an diesen Wahlen daneben aber auch in einer ganz unmittelbaren Form: als Kandidierende. Ohne die betriebliche Mitbestimmung werden unsere arztspezi¬fischen Tarifverträge vor Ort nicht mit Leben gefüllt. Als Oberärztin und langjährige Personalrätin an einem kommunalen Krankenhaus weiß ich um die absolut zentrale Bedeutung von Ärztinnen und Ärzten in den Arbeitnehmervertretungen. Klar habe ich hier den scharfen Blick auf Arbeitsbedingungen im Kopf, aber auch das Auffangen von Kolleginnen und Kollegen in Situationen besonderer persönlicher Belastung.

Ziel des Marburger Bundes wird die Flankierung der Wahl und die Unterstützung der jeweiligen Kandidatinnen und Kandidaten vor Ort sein. Die Kampagne des Bundesverbands in der MBZ soll ganz gezielt zunächst die Betriebsratswahlen mit einem Warm-up wieder ins Bewusstsein rufen, dann aber auch bei der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten unterstützen. Das Ziel der Betriebsratswahlen lautet: mehr Ärztinnen und Ärzte in die Betriebsräte!

Daneben bewegen Kammerwahlen unsere ärztlichen Interessen im Kern. Es ist einfach wichtig, dass die Inte-ressen der angestellten Ärztinnen und Ärzte in der ärztlichen Selbstverwaltung bestmöglich vertreten sind, also möglichst viel Marburger Bund in die Kammern zu bringen! In meinem Bundesland, Baden-Württemberg, werden im Herbst die Kammerwahlen stattfinden. Und auch in Bayern, Berlin, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wird 2022 das jeweilige „Parlament der Ärzteschaft“ gewählt; in Rheinland-Pfalz steht der Urnengang unmittelbar bevor.

Darüber hinaus finden vorrausichtlich Mitte nächsten Jahres weitere Wahlen statt, die für viele von uns immer wichtiger werden: die Wahlen zu den Vertreterversammlungen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV).

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte wechseln aus der Klinik in eine Anstellung im ambulanten Bereich. Dieser Trend wurde vor kurzem erneut durch eine Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bestätigt. Die Anzahl an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sinkt, die Zahl an Kolleginnen und Kollegen, die sich in einem MVZ, Berufsausübungsgemeinschaften oder einer Praxis anstellen lassen, steigt permanent an. Mehr als jede vierte Ärztin beziehungsweise mehr als jeder vierte Arzt ist im ambulanten Bereich mittlerweile angestellt! Leider spiegelt sich dieser seit Jahren kontinuierlich steigende Trend so gar nicht in einer angemessenen berufspolitischen Vertretung in den KVen wieder. Ganz im Gegenteil, hier sind angestellte Ärztinnen und Ärzte stark unterrepräsentiert!

Umso mehr gilt es, bei den KV-Wahlen 2022 den Einfluss der ambulant angestellten Kolleginnen und Kollegen auszubauen. Ihrer wichtigen Rolle in der medizinischen Versorgung entsprechend muss sich auch ihr Proporz in den Gremien nach oben korrigieren. Zur Unterstützung dieser Wahlen wurde vom Bundesverband neben einer in der zweiten Jahreshälfte beginnenden MBZ-Kampagne das „Netzwerk ambulante Medizin“ ins Leben gerufen. Es besteht aus ehren- und hauptamtlichen MB-Mitgliedern aller Landesverbände, mit der Idee einer gemeinsamen Strategieentwicklung, um die Stimme des Marburger Bundes auch in den Kassenärztlichen Vereinigungen zu stärken – in unser aller Interesse!